Euro Am Sonntag, Interview mit Hoeneß:
Noch einmal zurück zu Ihren Umsätzen.
Eine Stellschraube sind Sponsoren-
einnahmen. Da ist gerade der Versuch,
BMW von 2025 an als Partner anstelle
von Audi zu gewinnen, überraschend
gescheitert. Wie sehr schadet Ihnen das?
Die Frage ist schwer zu beantworten,
weil da noch einige Dinge geklärt wer-
den müssen. Ich muss allerdings zuge-
ben, dass diese Angelegenheit eine der
größten Enttäuschungen ist, die ich bis-
her erlebt habe.
Dabei klang es lange so, als wäre alles
in trockenen Tüchern. Was war denn
der Grund für das Scheitern?
Es sind Zusagen gemacht und dann
nicht eingehalten worden. Aus heutiger
Sicht bin ich sehr froh, dass wir mit Audi
und VW weitermachen. Da ist der FC
Bayern auch in der Zukunft bestens auf-
gehoben.
Müssen denn andere Sponsoren auch
damit rechnen, ausgewechselt zu wer-
den, wenn ein anderer Interessent
mehr bietet? Vergangenes Jahr haben
Sie ja Lufthansa durch Qatar Airways
ersetzt.
Im Fall Audi und BMW war das etwas
anderes. Der FC Bayern und BMW: zwei
Münchner Unternehmen mit starker
Strahlkraft im Ausland. Das war der
Reiz. Und was das Angebot von Qatar
Airways angeht: Die Differenz des An-
gebots zur Lufthansa war so groß, das
kann ein normaler Kaufmann einfach
nicht ablehnen. So leid es mir tut. Der
Fußball ist ein internationales Geschäft
geworden, das können wir nicht igno-
rieren. Persönlich fliege ich mit der
Lufthansa, wann immer es geht.
...
... Sie sprechen von Ihrer Verurteilung
wegen Steuerhinterziehung.
Ich habe Mist gebaut. So ist es nun mal.
Fertig.
...
Machen Sie sich über die aktuelle Ent-
wicklung an den Aktienmärkten Sorgen?
Ob die Bewertungen in den USA ge-
rechtfertigt sind, kann man durchaus
hinterfragen. Aber die Kurs-Gewinn-
Verhältnisse deutscher Aktien sind im
Schnitt der letzten 30 Jahre doch eher
im unteren oder mittleren Bereich. Das
KGV von Daimler liegt bei 8,5, das der
Allianz bei elf. Da mache ich mir keine
Sorgen. Ich würde aber gern noch etwas
anderes los werden.
Bitte.
Ich würde gern Herrn Draghi sagen,
dass es nicht sein kann, dass er mit den
niedrigen Zinsen die hoch verschulde-
ten Italiener schützt und dass die deut-
schen Banken und Versicherungen des-
halb Einlagenzinsen bezahlen müssen.
Die amerikanischen Banken werden
gelobt für ihre Milliarden-Quartalsge-
winne, und unsere Banken zahlen Mil-
liarden. Mich ärgert, dass es da keine
Proteststürme gibt.
Bin froh, wenn der alte Mann endlich weg ist. Wieso er unseren Sponsor ans Bein pisst und was an der Lufthansa so toll sein soll, weiß wohl auch nur er. Aber Hauptsache, ihm wurde noch mal eine Bühne geboten um auf billigstem Stammtischniveau mit nationalistischen Parolen die EU-Finanzpolitik belehren zu können.